Der Dämon

Nur weil ich nicht ans Leben glaube
Bin ich nicht gleich der Tod.
Nur weil ich euch der Lust beraube
Bring ich euch kein Gebot.
Nur weil ich euch in Frage stelle
Sag ich euch nicht den Sinn.
Und weil ich euer Glück nicht teile
Werf ich euch Knüppel hin.

Ich bin in jedem Bette
In dem ihr rastlos liegt
Und schlaf unter der Decke
Wenn ihr euch Lügen liebt.
Ich zwick euch, kratz euch, mach euch Angst
Und mal euch aus, was euch so bangt.
Wenn ihr von süßen Früchten esst
Bin ich es, der sie faulen lässt.
Mischt einer eure Karten schlecht
Ganz recht – ich war so frech.

Ihr nennt mich Plage, Unheil, Leid
Ein Schicksalsschlag, ein schwarzes Kleid.
So will ich sein, wie ihr mir heißt
Doch bin ich noch so unlieb dreist
Eins wisset noch von meiner Pein
Ich such was ihr sucht - Spaß am Sein.

Selbstwertmessgerät

Den Wert, sich Selbst grob zu erfühlen
Scheint mir zu schwieriges Kalkülen.

Zunächst besagt das Selbst bereits
Dass man den Wert alleine weiß.
Des Weiteren ist es sehr verwegen
Sich selbst als Wertzahl anzugeben.

Es ist mir zudem fraglich dann
Wie man statt zählen, fühlen kann.
Beim Fühlen bleibt’s stets unkonkret
Es fehlt das Selbstwertmessgerät.

Es zeigt, mit Kommazahl genau
Ob Kind, Mann oder Ehefrau
Ob Glöckner, Schurke, Ehrenmann
Wie viel man sich Selbst leisten kann.

Noch gibt es die Erfindung nicht
Doch wenn’s sie gibt, so denke ich
dann wird bestimmt ein manchem klar
Wer er sein kann oder nie war.

So lange bleibt das Fühlen
Unsicheres Kalkülen.

Das Gewissen

Schärft die Klingen, metzt den Stein
Sägt den Sarg und legt hinein
Damit`s schön aussieht und fein
Ein Laken.

Dann legt mich einfach aufs Schafott
Klemmt den Kopf fest, stark und grob
Laßt das Beil herunterschwingen
Und das Blut am Boden rinnen
Nehmt mein' Kopf und legt ihn sanft auf
Ein Kissen.

Grabt im Boden dann ein Loch
Gerad` so dass ich rein paß noch
Nicht zu flach und nicht zu tief
Auch schön grade und nicht schief
Schmeißt mich rein und werft mir nach
Eine Decke.

Falls's Gewissen euch dann plagt
Weil ihr umgebracht mich habt
Denkt nur, ich lieg friedlich hier
Und ihr oben träumt von mir.
Habt das Laken vollgeschwitzt
Euch im Kissen festgebissen
Und die Bettdecke zerrissen.

Keep Out

Wer sich im Stacheldraht verbeißt
Der weiß wohl was zu leiden heißt.
Doch wer den Stacheldraht gespannt
Oft selber manche Wunde fand.
Der Jemand wird wohl einer sein
Der angsterfüllt bei sich Daheim
Statt zweisam lieber ist allein.

Nun fragt sich was ihn wohl bewogen
'nen solchen Draht um sich gezogen.
Nur wer sich durch den Zaun geschlagen
Kann so 'nen Mensch ja selber fragen.
Ein mancher schnürrt um sich das Band
Weil er zuviel der Stiche fand
Die in sein Herze hineingebrannt.

Verfall

Lieg ich einst tot im Grab danieder
Der Geist entspannt und steif die Glieder
So ist's zwar bitter, sicherlich
Mein Körper bleibt nicht lange frisch.

Nein, eher ist doch anzunehmen
Es wird sich manches Tier bequemen
Sich ganz und gar, von Kopf bis Fuß
Durch mich zu nagen ohne Gruß.

Doch ist's mir heute schon bekannt
Denn wenn ich merk, was gottverdammt
Sich jetzt durch meine Seele frisst
So scheint der Tod mir Optimist.